“Die großen Weltreligionen und der Frieden” ist der Titel eines E-Learning-Kurses in der kirchlichen Erwachsenenbildung; es handelt sich um ein neues Online-Angebot des Roncalli-Forums in Karlsruhe. Dieser Kurs und zwei weitere entstanden mit Unterstützung des Kultusministeriums Baden-Württemberg. In einem Ankündigungstext dazu heißt es unter anderem:
“Die Attentäter des 11. September oder aber die Terroristen des ‘Islamischen Staates’ haben uns auf schreckliche Art und Weise vor Augen geführt, dass Religionen immer wieder als Begründung für Krieg und Gewalt mißbraucht werden. Aber ist das die ganze Wahrheit? Oder können Religionen den eigenen Fanatikern zum Trotz nicht auch Friedensstifter sein?“
In Kooperation mit der ‘Stiftung Weltethos’ zeigt dieser E-Learning-Kurs auf, welche Grundüberzeugungen den fünf großen Weltreligionen zugrunde liegen:
„Es wird deutlich, dass Juden, Christen, Muslime, Buddhisten und Hindus mehr verbindet als trennt.” – Soweit die Werbebotschaft für das Angebot des Roncalli-Forums.
Zunächst fällt auf, dass in den genannten Terrorbeispielen (11. September und ‘Islamischer Staat’) die ‘Religionen’ bemüht werden, obwohl es sich hierbei ausschließlich um den Islam handelt, gleichgültig, ob man von Islamisten spricht oder von Mißbrauch des Islam durch Fanatiker. Diese berufen sich jedenfalls auf Allah und auf die kriegerische Tradition der islamischen Frühzeit. Bei einer solchen Aufzählung sollten auch die Gewalttaten von Buddhisten und Hindus gegen religiöse Minderheiten wie beispielsweise den Rohinya-Muslimen in Myanmar und den Christen in Indien nicht fehlen.
Doch was ist mit den Christen? Wann haben Nachfolger Jesu Christi zuletzt Terror und Mord gegen Gläubige anderer Religionen oder gegen sogenannte “Ungläubige” ausgeübt? Sind sie nicht vielmehr die Leidtragenden, die Opfer, ebenso wie Jesiden im Nordirak? Es ist in diesem Zusammenhang nicht angemessen, Ereignisse aus dem Mittelalter heranzuziehen, denn kein wirklicher Nachfolger Jesu Christi kann sich auf ihn berufen, wenn er Gewalt anwendet. Jesus Christus ist der Friedefürst (Jesaja 9,5), Erlöser der Menschheit, der selbst sein Leben freiwillig am Kreuz hingegeben hat. Können Religionen aus eigener Anstrengung wirklich Frieden schaffen, wie oben gefragt wurde? Bisher gibt es dafür keinerlei Anhaltspunkte.
Die Behauptung, dass die fünf Religionen mehr verbindet als sie trennt, ist reines Wunschdenken, das die Wahrheitsfrage hintenan stellt. Beim Vergleich fällt sicher die Übereinstimmung einzelner Fakten auf, aber es wird nicht nach dem Geist gefragt, durch den der jeweilige Glaube inspiriert ist.
Christen glauben an den einen dreifaltigen Gott, der sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart. Der Heilige Geist führt immer auch zu Jesus Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes. Die Schrift sagt: “Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht!” – Religionen, die Kreuzestod und Auferstehung Christi leugnen, können nicht vom Heiligen Geist inspiriert sein.
Im Johannesevangelium (6,44) sagt Jesus: ”Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn nicht der Vater, der mich gesandt hat, zieht” und umgekehrt: “Niemand kommt zum Vater, außer durch mich” (14,6) “Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen” (14,9). “Der Vater wird euch einen anderen Helfer geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit*, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt” (14,17). Also der Heilige Geist, über den Jesus an anderer Stelle sagt: “Gott ist Geist, und die anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten”. Die Wahrheit, die hier gemeint ist, heißt Jesus Christus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (14,6). Vater, Sohn und Heiliger Geist sind untrennbar!
*Gegen ihn steht der Fürst dieser Welt, der Vater der Lüge: “Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und hatte in der Wahrheit keinen Stand, weil Wahrheit nicht in ihm ist.” (8,44)
In Joh 6,40 sagt Jesus: “Denn das ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe und dass ich ihn auferwecke am Jüngsten Tage”. Gibt es einen anderen als Jesus, der dies in göttlicher Vollmacht sagen kann? – HJE