„Eritrea muss seine Grenzen dringend wieder öffnen, um eine Hungersnot zu verhindern“, fordert der Seelsorger für die deutschsprachigen Katholiken im Nahen Osten, Msgr. Joachim Schroedel. Im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ befürchtet Schroedel, dass sonst „viele Menschen in Eritrea den Hungertod sterben müssen“. Von der Weltöffentlichkeit größtenteils unbemerkt spiele sich in dem nordostafrikanischen Land inzwischen ein humanitäres Drama ab. In den letzten Monaten habe sich die Situation nach Aussage Schroedels dramatisch verschärft. Wegen politischer Spannungen zwischen Äthiopien und Eritrea stehe der Handel zwischen beiden Ländern praktisch still. Versorgungsengpässe und Hunger seien in Eritrea darum inzwischen an der Tagesordnung.
Das Hauptproblem Eritreas sieht Schroedel vor allem in der autoritären Staatsführung unter Präsident Isaias Afewerki. Die Regierung leugne strikt alle Probleme im Land. Der Staat sei nicht ehrlich und lasse seine Bürger lieber verhungern, als Fehler zuzugeben. Auch Religions- und Pressefreiheit gebe es im Gegensatz zu offiziellen Behauptungen nicht. Die Kirche werde unterdrückt, viele christliche Hilfsorganisationen dürften inzwischen nicht mehr ins Land einreisen. Immer wieder erhalte er Berichte, dass katholische Ordensfrauen auf der Straße beschimpft würden, manche seien sogar des Landes verwiesen worden.
Schroedel vermutet einen Zusammenhang zwischen den Repressionen gegen Christen und der „Islamisierung“ des Landes. Er befürchtet, dass sich in Eritrea bald ähnliche religiöse Spannungen wie in Nigeria aufbauen könnten, wenn nicht bald ein echter Dialog zwischen Christen und Muslimen vorangetrieben werde. Schroedel stellt fest: „In den knapp 15 Jahren, in denen ich als Seelsorger im Nahen Osten bin, ist die Situation für die Christen eindeutig schwieriger geworden.“ Als eine qualifizierte Minderheit würden dort Christen im Alltag meist nur wie Bürger zweiter Klasse behandelt.
Die Volksentscheidung zum Minarettverbot in der Schweiz sei dagegen von den Muslimen in Nordafrika ohne Widerspruch akzeptiert worden. Es habe in Ägypten zum Beispiel keinerlei Demonstrationen gegen das Verbot gegeben und die Muslime hätten die Entscheidung akzeptiert, ohne dass eine „negative Stimmung“ gegen Christen aufgekommen wäre. – Quelle: Kirche in Not, 11.02.2010